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Die Döberner Heimatfreunde berichten
Eine Ansicht, aufgenommen
vom Hohen Berg, zeigt die
ehemaligen Glashütten Robert
Hirsch mit ihren imposanten
fünf Schornsteinen. Diese
Zeitzeugnisse wurden vor 87
Jahren beseitigt.
Das Alte stürzt ...
Jahrelang hat er an seinem
Platz gestanden, der mächtige
steinerne Recke, bis den alten Fabrikschornstein gestern sein Schicksal ereilte. In der Blütezeit der Tafelglasindustrie
wurde er am 5. und 6. Ofen der ehemaligen Firma Robert Hirsch erbaut, 38 Meter hoch, ragte er weithin sichtbar aus
dem Schlotenmeer. Eiserne Ringe umspannten seine 1/2 Meter starken Wände. Fast 30 Jahre spie der Riese aus
seinem schwarzen Leibe den grauen Rauch, das Zeichen der blühenden Arbeit, gen Himmel. Dann kam der Niedergang
der Tafelglasmacherei. Vor 8 Jahren rauchte er zum letzten Male, dann wurde er baufällig. Die Firma Wilhelm
Peschke hatte den Abbruch übernommen, den sie gestern vollzog. Nachdem eine klaffende Lücke über den Sockel in
das Mauerwerk geschlagen und sorgfältig mit Holzstücken abgefangen war, verrichtete ein Feuerherd die letzte
Arbeit. Eine reichliche Stunde harrten zahlreiche Zuschauer auf das kommende Schauspiel, plötzlich ein Knacken,
dann neigte sich der Riese zur Erde. In eine mächtige Staubwolke gehüllt, zerschellte der in drei Teile geborstene
Schornstein auf dem Erdboden.
Am 15.09.1936 stürzten weitere vier Schornsteine.
Trotzig haben sie bis gestern im Wind und Wetter gestanden, die steinernen Säulen der einst blühenden
Tafelglasindustrie. Nachdem vor
wenigen Tagen der erste Schornstein
der ehemaligen Firma Robert Hirsch
umgelegt wurde, folgten nun auch
die restlichen vier, Baufälligkeit
erforderte ihren Abbruch.
Zahlreiche Schaulustige fanden sich ein,
doch hatte die Polizei zahlreiche
Absperrungen vorgenommen. An Ofen II
und III setzte die Arbeit zuerst ein.
Mit Hammer und Stemmeisen rückte
man beiden Schloten zu Leibe. Nur
kurze Zeit fraß das Feuer an der
Absteifung, dann senkten sich die
Riesen und zerbarsten in Stücke. 1888
wuchsen sie gen Himmel, fast 30
Meter hoch, als Wahrzeichen der
Glashütten. Sie haben den Aufstieg
und Niedergang der Tafelglasmacherei
erlebt und sind nun nach 8 Jahren
der Untätigkeit gestürzt. Wieder
arbeiteten die Werkzeuge der
Maurer, der Schornstein des ersten
Ofens kam an die Reihe. An dieser
Stelle entstand im Jahre 1886 der erste
Schlot des Werkes. 18 Jahre hat er
gestanden, dann musste er seinem
Nachfolger weichen. Der Nachfolger
musste des Öfteren repariert werden
und er war auch zuletzt am
wackligsten. Eine breite Öffnung gähnte
bereits über dem Sockel. Es wurde
noch weiter gestemmt, plötzlich neigte
er sich zum Schrecken der Zuschauer
und stürzte krachend zusammen,
während die beschäftigten Maurer
schnell volle Deckung auf das
angrenzende Dach nahmen. Es ging
nochmal gut ab. Nun musste auch die
letzte Esse daran glauben. Genau
drei Jahrzehnte war er das Symbol des
„Krakehlofens“ (Ofen 4), die
üblichen Ausbesserungen fehlten auch
bei ihm nicht. Hier wurde aber die
Geduld der Zuschauer auf eine harte Probe gestellt. Immer wieder musste das Feuer neue Nahrung erhalten, der
Riese wollte nicht weichen. Noch einmal fühlte er sich in seinem Element und spie dunkle Rauchwolken aus seinem
Inneren. Verängstigt flatterte ein Rotschwänzchen
um den steinernen Bau, es ahnte wohl schon den
Verlust seines Nachtquartiers. Längst war die
Dunkelheit hereingebrochen, hell beleuchtete das
knisternde Feuer den Schauplatz. Endlich stürzte
auch er. Lange Schutthaufen mit zerquetschten
Eisenringen sind die Überreste der stolzen Riesen,
auch sie werden verschwinden. Döbern ist eines Teiles
seiner „Steinveteranen“ beraubt.