Gedenkstätten in anderen Ländern (einige nur noch historisch)
Als Hermann Löns am 26. September 1914 als Soldat im 1. Weltkrieg fiel, war er gerade 48 Jahre
alt und könnte schon große Erfolge verzeichnen. Die nachfolgenden Generationen banden ihm
sogar "Lorbeerkränze". In den 1950er und 60er Jahren war er dann fast vergessen.
Wie steht es heute um Hermann Löns? Vergessen ist er nicht mehr, sondern aktueller denn je. Der
Dichter,
der aus einer solchen Vita wie Löns
hervorgeht,
wird freilich ein anderer sein, als
der
Erfolgsautor der 1910er/20er/30er
Jahre. Das
Zeitbedingte und Allzumenschliche
kann nicht
wiederkehren, und auch die
journalistisch-politische Polemik ist
heute
letztendlich bedeutungslos.
Das alles
gehört in den großen Papierkorb der
Literaturgeschichte. Eine kritische
Sichtung
ist aber
nach wie
vor nötig und wird zur wahren
Bedeutung
des Dichters führen, allerdings auch
nur im
vorläufigen
Sinne. Vieles, was er geschrieben
hat, ist
impressionistisches
Stimmungsfeuilleton. Er
war von
Beruf eben Journalist. Seine
Gedichte
sind als Lieder volkstümlich
geworden
bis zur
Namenlosigkeit eines Volksliedes,
bei dem
niemand mehr fragt und weiß, wer
es
geschaffen hat.
1m Löns-Musikarchiv in Hagen liegen die Vertonungen von 390 Komponisten vor. Es gibt sogar
Gedichtunterlegungen auf Kompositionen von Joseph Haydn.
Wie Joseph von Eichendorff den Wald für die Dichtung entdeckt hat, so Hermann Löns die Heide.
Das gilt trotz Storm, von Liliencron oder Freudenthal. Der durchaus originale Charakter seiner
Dichtung ist unverkennbar und unverwechselbar. Dasselbe gilt von seiner Tierdichtung. Manche
seiner Naturschilderungen, Tiergeschichten und Märchen haben in ihrer poetischen Schlichtheit
und Wahrhaftigkeit nicht ihresgleichen. Seine Romane stehen wohl nicht so hoch. In der Natur
fand er die Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten, nicht in der Gesellschaft der Menschen. Doch
sind ihm auch treffende Gestalten norddeutschen Menschentums gelungen. Seine Anerkennung
kann der unvoreingenommene kritische Betrachter den Romanen "Die Häuser von Ohlenhof' oder
der Bauernchronik aus dem 30jahrigen Krieg "Der Wehrwolf' (erschienen in den jeweiligen
Landessprachen:
Deutschland 1910, Großbritannien 1931, USA 1931, Niederlande o. J. ca. 1942, Frankreich 1986,
Italien 1999, USA 2006) nicht vorenthalten.
Seine Naturschilderungen, Tiergeschichten und Vorträge, wie z. B. der aus dem Jahre 1911: "Der
Naturschutz und die Naturschutzphrase", sind besonders hoch zu bewerten. Bei Löns heißt es,
daß "Natur alles ist, Raum, Zeit, Pflanzen, Tier- und Menschenwelt und auch deren seelisch-geistige
Kräfte ". Was Löns zwar so nicht sagt, ist aber zwischen den Zeilen vernehmlich: Der gewaltige
Abstand zwischen menschlicher Intelligenz und dem "Geist" der Natur. Als Beleg hierfür sei aus
dem "Zweckmäßigen Meyer" zitiert: "Es ist ein wahrer Segen, daß der Weltenschöpfer die Beschaffung
von Tieren nicht in die Hand des Menschen gelegt hat, denn es wäre ein schöner Blödsinn dabei
herausgekommen, weil der Mensch dann lauter Vögel erfunden hätte, die so pfeifen, wie ihm selber der
Schnabel gewachsen ist, und das wäre nicht zum Aushalten, sondern zum Auswachsen gewesen ... "
Wie stark Löns' Naturverbundenheit war, wird geradezu erschütternd in seinem Kriegstagebuch
aufgezeigt. Härter können Gegensätze nicht aufeinanderprallen, wie die zwischen mörderischem
Kriegsgeschehen und Erscheinungen des Tötens in der Natur. Ich möchte hier nicht für jede
Aussage die entsprechende Belegstelle zitieren, aber ich denke, Löns faßt die Natur, zu der auch
der Mensch zählt, als Werk des Weltenschöpfers auf. Dieses Naturverständnis und die sich daraus
ergebenden Folgerungen hat der Mensch als Aufgabe zu pflegen.
Begriffe wie Kämpfer oder Notwehr wurden oft zu Propagandazwecken ausgenutzt. Ganz
besonders im 2. Weltkrieg, der von einem totalitären Regime geführt wurde, das unter "Volk" so
etwas verstand wie einen "völkisch" begründeten Herrschaftsanspruch über Europa, ja die Welt.
Löns gebrauchte die Begriffe "Volk" und "Menschheit" einfach und ehrlich. Rolf Brunk hat die
Ursachen der Fehlbewertungen von Löns vor dem 2. Weltkrieg in seinem Buch "Anmerkungen zu
Hermann Löns" (2003) nachgewiesen.